Kampf ums Dasein – Metapolitische Essays am Puls der Zeit von Johannes Scharf
Autor: Michael P.
Wer dieses kompakte Büchlein prüfend in der Hand wiegt, könnte dem Trugschluß erliegen, es handele sich hier um eine leicht verdauliche literarische Zwischenmahlzeit. Doch weit gefehlt, bereits Johannes Scharfs zweiter Aufsatz mit dem treffenden Titel Gratwanderung lag mir derart schwer im Magen, daß ich für einen Moment erwog, die Essay-Sammlung aus der Hand zu legen. Scharfs Auslassungen über deutsche Frauen, die sich in den unmittelbaren Nachkriegswirren scharenweise den sowjetischen Besatzern freudig und freiwillig angedient hätten, bereiten fast körperliche Schmerzen. Er zieht hier den Vergleich zu Hirschkühen, die sich zwingend ihrer biologischen Disposition folgend, dem neuen Alphabullen darbieten. Puh – das muß man erst einmal sacken lassen. Ich bin froh, daß ich dem ersten Impuls nicht nachgegeben habe, ich hätte mich sonst um viele kluge, unterhaltsame und vor allem unkonventionelle Gedanken geprellt. Scharf macht seinem Ruf alle Ehre, keine heilige Kuh zu schonen und er nimmt dabei auch weiterhin keine Rücksicht auf seine vermutlich überwiegend deutschfreundliche Leserschaft. So werden seine wiederkehrenden Ausführungen zum Zionismus, die von glaubhafter Sympathie geprägt sind, nicht jedem gefallen. Aber warum eigentlich nicht? Scharf ist vor allem für sein Projekt Nova Europa bekannt – die Errichtung eines weißen Ethnostaates. Für ein solches Unterfangen muß man Visionär sein. Die Parallelen zu Theodor Herzls Streben zur Errichtung des Judenstaates liegen auf der Hand.
Nicht minder unbequem sind die Gedanken des Autors zu dem Attentäter von Christchurch, der im März 2019 ein Massaker unter Muslimen in Neuseeland angerichtet hat. Er steigt tief in die Gedankenwelt des Täters ein. Mit kühler Analytik seziert er dessen inneren Werdegang, der letztlich in der Wahnsinnstat gipfelt. Scharfs kühne These: Gäbe es das von ihm vorausgedachte Refugium für Weiße, dann wären solche Katastrophen überflüssig. Nur wenige Tage nach dem Vorfall von Hanau büßt dieser Aufsatz nichts von seiner Brisanz ein – im Gegenteil.
Der Historiker kann seinen roten Faden nicht leugnen. Auf die eine oder andere Weise atmet jedes der kurzweiligen Essays den Geist von Nova Europa. Sei es bei den ebenso schonungslosen wie wissenschaftlich fundierten Ausführungen zu den menschlichen Rassen. Sei es bei Denkanstößen zu europäischer Identität, politisch instrumentalisierter Emanzipation Homosexueller oder der religiösen Überhöhung des Klimawandels.
Scharf spricht die relevanten Themen unserer Zeit an – Flüchtlingskrise, gesellschaftliche Zersetzung der westlichen Industrienationen aber auch Engstirnigkeit und Grabenkämpfe im eigenen Lager. Er macht an keiner Stelle aus seinem Herzen eine Mördergrube und die Lektüre seines Buches bleibt dadurch stellenweise schwer verdaulich. Aber das macht vielleicht gerade ihren besonderen Wert aus. Es herrscht schließlich kein Mangel an Gefälligkeits-Literatur, die kognitiven Dissonanzen beim Leser tunlichst vermeidet, um das Wohlbefinden nicht zu trüben. Zudem kommt dem Verfasser ein Umstand zu Gute, der ihn von vielen anderen Autoren deutlich unterscheidet: Er ist ein brillanter Schreiber! Geschliffener Witz und wirkmächtige Wortgewalt prägen seinen Stil. So schmerzhaft seine Sätze inhaltlich zuweilen auch sein können, es ist literarisch immer ein Genuß sie zu lesen.
Doch am Ende dieser Rezension komme ich nicht umhin ein letztes Wort der Kritik anzubringen. Scharf ist mit Anfang dreißig ein vergleichsweise junger Mann – zumindest aus meiner Perspektive – der nicht nur eine beeindruckende und abenteuerliche Biographie vorweisen kann, sondern auch ein erstaunlich umfangreiches schriftstellerisches Wirken vorgelegt hat. Und dennoch schimmert zwischen seinen Zeilen nach meiner Auffassung immer wieder ein mangelndes Verständnis für das Weibliche durch. Es weckt den Anschein, daß er Frauen in eine sehr biologisch determinierte, passive Rolle verbannt und damit kulturellen und soziologischen Faktoren zu wenig Beachtung schenkt. Frauen sind für jede Bewegung erfolgskritisch. Sie tragen die wesentliche Verantwortung wenn es darum geht, unsere Art für die Ewigkeit zu bewahren. Vor allem aber kommt ihnen eine gleichwertige – nicht gleichartige – Rolle in unserem Ringen zu. Das ist nach meiner bescheidenen Meinung kein modernes Phänomen. Es entspricht durchaus dem freien Geist unserer germanischen Vorfahren.
Unter dem Strich fällt meine Rezension also deutlich ambivalenter aus, als ich dies im Vorfeld erwartet hätte. Dennoch oder möglicherweise gerade deswegen: Eine klare Empfehlung für Kampf ums Dasein!
Europa Terra Nostra e.V., Berlin 2019.
Paperback, 112 Seiten.