Was ist eigentlich Freiheit?
Autor: Michael P.
Gleich am Ortseingang der westdeutschen Kleinstadt haben die neuen Herren das Symbol ihrer Macht errichtet. Hinter einem begrünten Kreisverkehr thront die stattliche Moschee. Hier hegt der Reisende keinen Zweifel, wessen Herrschaftsanspruch gilt. Im Schatten der Minarette gedeihen orientalische Supermärkte, Barbiere und Wechselstuben. Marktschreier bieten Wasserpfeifen feil und ködern Arglose in Spielhallen.
Das Ortschild auf dem Kreisverkehr kommt hingegen unscheinbar daher. Die üblichen schwarzen, schmucklosen Lettern stehen auf gelbem Grund. Erst bei näherer Betrachtung fällt eine Besonderheit ins Auge. Auf der Rückseite hat jemand mit weißer Farbe Runen aufgemalt: Fehu, Raido, Eiwaz, Hagal, Eiwaz, Thurisaz. Die lautmalerische Interpretation liegt auf der Hand – Freiheit! Täglich passieren Kraftfahrer und Fußgänger diese Stelle. Einigen fallen vielleicht die merkwürdigen Striche auf, verstanden haben dürfte es kaum einer. Dafür spricht auch, dass sich keine eilfertige Ordnungsbehörde bislang genötigt sah, die Schrift zu entfernen. Und so prangen Wotans Zauberzeichen seit Jahren einsam und tapfer auf diesem verlorenen Boden und bieten dem fremden Tempel die Stirn. Wie in dem Gemälde „Der letzte Mann“ sind sie eine trotzig gereckte Faust, die selbst im Angesicht des drohenden Untergangs nicht verzagt.
Was hat den Urheber angetrieben? Warum wählte er kein anderes Wort – etwa „Widerstand“? Wir wissen es nicht – aber seine Entscheidung ist treffend. Viele Dinge fehlen uns Deutschen: Würde, Stolz, Spiritualität, Wehrhaftigkeit, Gemeinschaftssinn, Tradition. Aber nichts entbehren wir so sehr wie Freiheit. Das Schlimmste ist, dass es uns nicht mehr stört, dass wir es nicht mehr bemerken. Stickten unterdrückte Völker in früheren Zeiten noch Freiheit auf ihre Fahnen; vergingen längst verblichene Helden noch mit dem Ruf nach Freiheit auf den Lippen, so haben wir uns längst brav an unsere schimmernden Ketten gewöhnt. Unser Käfig ist behaglich, er bietet Zerstreuung und Vergnügen alle Art, außerhalb lauert nur Ungewisses. Wie Laboraffen - in Gefangenschaft geboren, unfähig zum Leben in der Wildnis.
Eine Nation, die ihre Freiheit nicht verteidigt, nicht länger einfordert, die hört bald auf zu existieren. Hinter uns liegen zwei Jahre von Entrechtung und Einschränkungen, die die schlimmsten Prognosen übertroffen haben. Und ja – es gab ein vernehmliches Murren. Mancher ist aufgewacht, hat den Schleier beiseitegeschoben und sich von den tanzenden Schatten auf der Höhlenwand abgewandt. Doch wie viele haben ihre – ohnehin schon kümmerliche – Freiheit bereitwillig preisgegeben? Machen wir uns nichts vor, die Mehrheit des deutschen Volkes gleicht Lemmingen. Von Angst und Lügen sediert, folgt sie jeder noch so absurden Anweisung. Maskenwahn, Impfzwang, Statistikkult. Einmal mehr offenbart der Bundesrepublikaner seine Knechtsseele. Einmal mehr erweist er sich unwürdig, das Erbe unseres einst stolzen und freien Volkes zu bewahren.
So ist Freiheit nicht nur eine nach außen gerichtete Forderung gegenüber gesichtslosen Unterdrückern sowie den von ihnen gesteuerten aggressiven Invasoren und fremdstämmigen Imperialisten. Es ist in gleicher Weise ein nach innen gerichteter Apell, eine Mahnung an jeden, der die Schrift zu deuten weiß: Kopf hoch! Brust raus! Augen auf!
Freiheit ist nicht die Wahl zwischen Netflix und Amazon, nicht der geleaste SUV oder die Karibik-Kreuzfahrt auf Pump. Freiheit ist das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes, die Fähigkeit, wesentliche Weichenstellungen für die Zukunft der Nation aktiv zu beeinflussen, die Gelegenheit, sich bei Fehlentwicklungen nachhaltig Gehör zu verschaffen, ohne dafür Paria befürchten zu müssen. Freiheit ist eine Verpflichtung. Wer sie leichtfertig vernachlässigt, büßt sie zwangläufig ein. Was wir vergessen haben, wussten unsere Vorfahren noch und hinterließen Zeugnis davon. „Freiheit die ich meine“ dichtete Max von Schenkendorf, „die Gedanken sind frei“ klingt es im Volkslied und sicher nicht aus Zufall lautet der Wahlspruch der deutschen Burschenschaft seit über 200 Jahren „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Noch eindrücklicher hallt in meinen Ohren der ebenso karge wie zornige Kampfruf der Friesen: „Lever dood as Slav!“ Dort wo solche Männer siedelten erschallte mit Sicherheit nie der Schrei des Muezzins.