Rebellische Herzen
Autor: Michael P.
Es ist einige Zeit her, seit ich zuletzt einen Roman zur Hand genommen habe, vor allem einen zeitgenössischen. Irgendwie erschien mir Belletristik im Vergleich zu historischen, politischen oder religiösen Abhandlungen zu profan. Die ohnehin zu knapp bemessene Zeit, die ich aufwende, um zu lesen, sollte dann zumindest lehrreichen Sachbüchern vorbehalten sein. Unterhaltung oder Ergriffenheit schienen mir verzichtbar. Im Grunde ein Fehler, wie ich nach der Lektüre von „Rebellische Herzen“ gerne einräume.
Dieser Roman hat mich auf seinen knapp 240 Seiten überzeugt und meine anfängliche Skepsis ausgeräumt. Zunächst gilt es einige ungewöhnliche Dinge zu erklären. Erstens – wir kennen den Autor nicht. Tatsächlich bleibt der Verfasser anonym. Wir erfahren lediglich, daß das Beschriebene auf wahren Erlebnissen und Eindrücken beruht. Zweitens – „Rebellische Herzen“ ist das Porträt der politischen Partei „Der III. Weg“, auch wenn der Name konsequent verschwiegen wird, ist dieser Fakt nicht von der Hand zu weisen. Wir begleiten den Protagonisten Nils, einen jungen Aktivisten und Schüler, auf seinem Weg in die politische Bewegung. Im Spannungsfeld zwischen Kameradschaftsszene und deutscher Hochkultur, zwischen Rechtsrock und Kampfsport, zwischen persönlichen Repressionen und Straßenkampf erleben wir, wie Nils immer tiefer von der Bewegung aufgesogen wird. Sein politisches Erwachen geschieht vor unseren Augen, wenn er zunehmend die Hintergründe und Handlungsmotive seiner Vorbilder begreift, wo ihn eingangs vor allem Abenteuer und Gemeinschaft angezogen hatten. Da gibt es Daniel, das desillusionierte aber dennoch ungebrochene frühere Kameradschaftsmitglied, welches seiner Überzeugung große persönliche und familiäre Opfer klaglos darbringt. Auf der anderen Seite steht Ludwig, der unbekümmerte Germanistikstudent, der Nils nicht nur in die Literatur einführt, sondern ihm auch eine lebensbejahende Weltanschauung vermittelt. Beide Männer werden zu väterlichen Freunden des Schülers, dessen Konflikte mit seiner alleinerziehenden Mutter sich stetig verschärfen. Aus der Sicht des politischen Aktivisten betrachten wir viele Facetten des deutschfreundlichen Lagers, von der bürgerlich-patriotischen Partei, welche unschwer als AfD auszumachen ist, über Skinheads und Hooligans alter Schule, bis hin zu libertären Burschenschaftern sowie verkommenen NPD-Kadern. Vor dem Urteil des III. Weges schneiden sie alle nicht sonderlich gut ab. Als Gegenmodell wird hier der nationale Revolutionär sozialistischer Ausprägung gezeichnet. Ein flammender und kompromissloser Kämpfer für die deutsche Sache, den Disziplin, Mut, Selbstlosigkeit und unbedingter Gemeinschaftssinn prägen, wo andere nur persönliche Vorteile suchen oder ihren Eitelkeiten und Neurosen Raum verschaffen. Man muß diesem Narrativ nicht folgen, aber „Rebellische Herzen“ – im Übrigen eine Hommage an Dominique Venners „Das rebellisches Herz“ – läßt keinen Zweifel daran, was man als den wahren Weg erachtet.
Literarisch gradlinig folgt der Roman einem klaren Handlungsstrang. Dabei scheint der Verfasser mit jedem Kapitel mehr in Fahrt zu kommen. Gerät die Einführung noch hölzern, nimmt der Schreibstil Seite um Seite mehr Elan auf und gipfelt in einem atemlos erzählten furiosen Finale. „Rebellische Herzen“ erhebt nicht den Anspruch auf einen gleichberechtigten Platz unter den großen deutschen Klassikern. Es ist hingegen Chronik einer kleinen aber hochgradig motivierten und entschlossenen Bewegung und bietet zugleich dem Außenstehenden spannende Einblicke. Es wird Gründe dafür geben, daß man hier Roß und Reiter nicht beim Namen benennt. Es erspart dem Leser dennoch nicht, sich eine Meinung zu bilden. Die porträtierten Nationalrevolutionäre sagen schonungslos, was sie von Halbgaren, von Verzagten oder auch nur Vorsichtigen halten. Für sie zählt nur der vollends Entflammte, der 110-Prozentige. Für Laue und Zauderer ist in ihrer Bewegung, in ihrem Weltbild kein Platz. Jetzt muß sich der wohlgesonnene Leser der Gewissensprüfung unterziehen, ob er diesem kristallklaren Richtspruch standhält oder nicht. Ich versuche mit folgendem Bild meinen Frieden mit dem Gelesenen zu schließen: Unsere germanischen Vorfahren haben sich in Feldschlachten bevorzugt einer Kampfformation namens Keilerkopf bedient. Wie ein gewaltiger, dreieckiger Keil brachen sie in die Linien des Gegners. In der Spitze des Keils standen naturgemäß die stärksten und mutigsten Krieger eines Stammes. Und dennoch brauchte es auch andere, die in den Flanken und hinteren Reihen der Formation ebenfalls ihre Funktion innehatten. Die Spitze eines Speeres mag gehärtet und geschliffen sein, ohne den weicheren Stahl dahinter, und ohne den Schaft aus Eibe, prallt sie nutzlos von der Brust des Feindes ab.
A5
260 Seiten
Umschlag Softcover mit Mattfolie
90g Innenteil hochwertiger Qualitätsdruck auf Naturpapier