Naturschutz ist Heimatschutz
Autor: Michael P.
Parolen sind dankbar: Sie machen sich gut auf Textilien und Bannern. Sie lassen sich schön bei Demonstrationen und Spaziergängen skandieren. Aber sie mit Leben zu füllen, ist zuweilen eine schweißtreibende Angelegenheit. Das durften wir mit einigen Kameraden am eigenen Leib erfahren, als wir getreu dem alten Sinnspruch „Naturschutz ist Heimatschutz“ an einem Wintersonntag mit einer bunten Kinderschar und mehreren Bollerwagen in ein nahe gelegenes Naturschutzgebiet zogen.
Unfassbar, was sich uns dort für ein Bild der Verwahrlosung bot: Leck gerostete Altöl-Kanister, Styropor, Glas- und Tonbehälter und Plastikschrott aller Art hatten rücksichtslose Subjekte achtlos entsorgt. Große und kleine Hände packten fleißig mit an und bald war uns ordentlich warm – den niedrigen Temperaturen zum Trotz. Trauriger Höhepunkt bildete das korrodierte Fahrgestell eines Anhängers, der völlig überwuchert in einem lehmigen Steilhang steckte. Da fragt man sich, warum diese Idioten ihren Schrott nicht wenigstens gut erreichbar auf einem Parkplatz zurücklassen können. Etwas ratlos standen wir vor dem zentnerschweren Ungetüm. Aber mit vereinten Kräften und rudimentären Physik-Kenntnissen gelang es uns schließlich, den Trümmer aus dem unwegsamen Gelände zu hieven und zu zerren. Mehr als ein Wochenend-Flaneur beobachtete uns dabei mit einer Mischung aus Irritation und Sympathie. Angepackt hat natürlich keiner – unnötig zu erwähnen, dass man in unserer Gegend gerne links-grün wählt.
Aber uns ging es auch nicht um die Anerkennung dieser Wohlstands- und Wohlfühl-Bürger, die mit ihren SUVs am liebsten noch in den Waldweg hineinfahren. Uns ging es darum, ein kleines Stückchen Deutschland direkt vor der eigenen Haustür zu schützen. Uns ging es darum, dass unsere Kinder – verschlammt und stolz – am Ende der Aktion vor einem riesigen Müllhaufen posieren konnten; mit dem guten Gefühl, etwas Wertvolles geleistet zu haben. Uns ging es darum, uns selbst mal wieder aus der Komfort-Zone des Internet-Aktivisten und Telegram-Weltverbesserers zu begeben und handfest etwas für die Heimat zu tun. Machen wir uns nichts vor: Gerettet haben wir mit unserer Aktion nicht viel, verhindert noch weniger. Die Vermüllung unseres Vaterlandes und unseres Volkes läuft derweil ungebrochen auf allen Kanälen weiter, sei es buchstäblich, sei es im übertragenen Sinne. Da richtet ein kleines Trüppchen Väter im mittleren Alter nichts aus. Oder vielleicht doch? Entfachten wir mit den paar Stunden Arbeitseinsatz vielleicht in uns selbst einen Funken, der uns selbst zu weiterem Engagement anleitet? Keimte in unseren Kindern die Saat, dass es eigentlich ganz einfach ist, das Richtige zu tun, das Falsche zu lassen und was man von solchen Schmutzfinken zu halten hat? Und lösten wir möglicherweise sogar bei denjenigen, die uns gesehen haben und bei denjenigen, bei die wir im Nachgang aus praktischen Erwägungen informiert haben, einen kurzen Impuls aus? So naiv der Gedanke sein mag, ich würde es mir wünschen. Eins steht jedenfalls fest. Wir kommen wieder. Es ist noch mehr als genug Unrat vorhanden, den es entschlossen zu beseitigen gilt!