Edward Dutton: Und sie unterscheiden sich doch
Autor: Lars Vierthal
Wir sind unfreiwillige Zeugen eines Schauermärchens. In dem jene, die Meinungshoheit für sich beanspruchen, Absurditäten als Ektoplasma aus den Körperöffnungen aussondern. Um es einem substanzlosen Spuk zu ermöglichen, sich als Zeitgeist zu manifestieren. Wer sich diesem Spuk entgegen stellen will, bedarf einer Salzmine. In Form eines starken Rückgrates.
In "Und sie unterscheiden sich doch", erschienen im Ares Verlag, beweist Edward Dutton, dass er über ein solches Rückgrat verfügt. Ohne Rücksicht auf Konsequenzen schert es ihn wenig, welch Geschmack sein Ruf auf belegten Zungen entfalten mag. Und räumt gnadenlos mit einem Glaubenscredo der "Ich mach mir die Welt, widdewidde wie mir sie gefällt "- Geisterbeschwörer auf: Der Behauptung, es gäbe keine Menschenrassen.
In elf Kapiteln (und einem Fazit) entreißt Dutton dem Zeitgeist den eisernen Besen und erteilt der Realität das Wort. Hierbei begnügt sich der Autor nicht damit, auf Offensichtlichkeiten, wie rein äußerliche Merkmale, einzugehen. Dutton geht in die Tiefe. Wo den verblüfften Leser unter anderem Ohrenschmalz erwartet. Vor allem jedoch Erkenntnisse über die Unterschiede in Persönlichkeit, Verhalten und sogar Religiosität. Und - natürlich - in jenem Punkt, der als Garant für Schaumbildung an den Mündern der Kritiker sorgt: Intelligenz. Wobei Dutton hier niemals Aussagen trifft, die er nicht auch belegen kann.
Nun wäre all dies bereits genug, um bedenkenlos eine Kaufempfehlung auszusprechen. Doch geht der Autor weiter. Und schildert nicht nur die Unterschiedlichkeiten, sondern geht auch ausführlich darauf ein, weshalb es überhaupt zu solchen gekommen sein mag. Wobei sich diese Ausführlichkeit allerdings auf die von ihm präferierte These der "Life-history-Strategie" bezieht. Das Alternativmodell der "Theorie der kalten Winter" beispielsweise wird von ihm nur knapp gewogen und als zu leicht verworfen.
Dutton schreibt angenehm und weiß seine Gedanken und Kapitel klar zu strukturieren. Wodurch es ihm gelingt, auch jenen Interessierten, der Tabellen und Statistiken nicht zu eigenen Steckenpferden zählt, an die Hand zu nehmen. Und sicher durch ein Thema zu führen, das auf den ersten Blick trocken wirken mag. Sich jedoch als zukunftsentscheidend erweisen wird.
Fazit: Sehr guter, derzeit vermutlich mit der beste Einstieg für an der Thematik Interessierte.
Persönliche Wertung: 8,5 von 10 Punkten
Erschienen auf dem X-Profil von Lars Vierthaler