Audretsch oder: Das Beben der Anderen - Teil 3
Autor: Georg Osten
Über die vielleicht bevorstehend große Krise und systemische Machtergreifungsversuche vom Radikalpandemismus zum Nationalmoralismus – Teil 3
Bei alledem ist die tief zu bedauernde Ukraine im Übrigen lediglich das historische Hackbrett einer angestrebten bzw. inszenierten Mobilisierung für das zeitlos globalstrategische Planspiel der jeweiligen Big Player oder jetzt den Großkampf mindestens zweier unterschiedlicher Weltanschauungen. Dabei wird nicht zum ersten Mal in der Geschichte ein zutiefst tragischer Bruderkampf auf dem Territorium eines auseinandergefallenen Imperiums auf anderen Ebenen genutzt für parallel, darunter oder darüber gelagerte Machtinteressen verschiedenster Akteure, die zudem im Wechsel teils kooperieren, teils konkurrieren, sich assoziieren und wieder dividieren.
Aus Sicht besagt grüner und überhaupt der liberal-weltoffenen Nomenklatura einschließlich ihrer gutgläubigen, pragmatischen oder zynischen Mitläufer sowie der terrakapitalen Background- Regisseure bietet das und durchaus planvoll eskaliert ukrainische Drama eine offenbar gute Gelegenheit, diversen eigenen Projekten der Großen Transformation hin zu jener einen oder eben machtstrukturell vereinheitlichten Welt unter digitronischer Universalkontrolle einen außerordentlichen und sozusagen von außen klassisch vernebelnden Schwung zu verleihen.
Das lange vor dem ukrainischen Zweckdrama bereits grün vorbereitete Energiechaos, es wird jetzt über beinahe tägliche Blut-Schweiß-Tränen- oder Kosten-Zitter-und ebenso Tränen-Reden zum großen Opfergang des für eine liberal-weltoffene Zukunft kämpfen sollenden Volkes verklärt. Vom totalen Krieg zur totalen Klimawende.
Auf eine nun im Auge der Krise zu formierend neue liberal-weltoffene Opfergemeinschaft als letztlich dominierende Mehrheit setzt auch Audretsch. Und sinniert darüber, in gleichem Zuge die Vorform der von ihm angestrebten, „den Planeten“ (!) rettenden Zukunftsgesellschaft „der Freien und Gleichen“ mit jener nun breitbürgerlich zu mobilisierenden Heimatfront erstmalig manifest zu synchronisieren, gegen die Allianz der Illiberalen, d.h. den äußeren Feind im Osten und den inneren Feind zur Rechten – wobei man seine gelegentliche Auswahl exemplarischer Träger jener Zukunftsgesellschaft nicht ganz ohne Amusement betrachtet, als da wären: „Industriearbeiter“(!), „Fridays for Future“, „Unternehmerinnen“, Queer-Feminist*innen“, „Nonnen und Imame“ …
Da ist wohl der jugendliche Idealismus mit ihm durchgegangen, denn gerade der (!) „Industriearbeiter“ (ganz ohne „-in“ und offenbar irgendeinem dialektischen Klassiker nur halbverdaut entnommen ), dessen Arbeits- wie Lebensgrundlagen gerade durch den grünen Irrsinn massiv bedroht sind, er dürfte sich angesichts Audretschs Werben wohl verhalten wie weiland die Arbeiter im Angesicht der sie zu agitieren versuchenden 68´er-Studenten, von denen dann mancher Bekanntschaft mit der „proletarischen Faust“ machte, die sich vor dem irren Gefasel nicht anders zu retten wusste.
Davon abgesehen muss man Audretschs visionäre und strategische Skizzen aber durchaus ernst nehmen. Denn die Lage im kommenden Herbst und Winter ist ebenso volatil wie kaum einschätzbar. Fest steht lediglich, dass die Wahrscheinlichkeit erheblicher und nach Quantität wie Qualität wohl erstmalig massiv durchwirkender Beeinträchtigungen (Wärme, Strom, Lieferketten, Verfügbar- und Erreichbarkeiten etc.) bislang immer und vorsorglos verlässlich gewesener Versorgungs- und Sicherheitsstrukturen so hoch ist wie nie. Dieweil hat die radikalpandemistisch angesetzt, jetzt nationalmoralistisch „geboostert“
finanzielle oder existenzielle Schraubzwinge ganz real wirksam bereits weite Teile der Bevölkerung und auch der Wirtschaft in Druck wie Pressung genommen.
Solange es aber zu keinem gesellschaftstektonischen Grund- / mentalpsychologischen Dammbruch und / oder damit zusammenhängend politisch-sozialen „Polsprung“ kommt, solange darf man davon ausgehen, dass die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wie bisher üblich darauf hofft, dass es so schlimm nicht komme / dass alles mehr oder weniger so bleibe wie es ist / nach möglichen Zwischenbeben wieder so werde wie es war – Und die große Mehrheit dieser Mehrheit wird weiterhin denjenigen folgen, von denen sie sich genau das und vor allem Ordnung verspricht.
Das heißt umgekehrt werden zeit des Bestehens dieses im Ganzen trotz allem immer noch ungebrochenen Hoffnungs- und Erwartungshorizonts diejenigen im Nachteil bleiben und auch nie diese Mehrheit zu sich ziehen können, mit denen gerade von dorther kaum mehr als Unordnung, Krawall, im Zweifel also noch mehr Chaos verbunden werden und eben keine wenn auch noch so verlogen „Vertrauen“ weckende, kinderliedhaft beruhigende, gaukelnd „aufbauende“ Perspektive oder auch nur die erfolgreich täuschende Illusion des entweder zu erhaltenen, zumindest wiederkehrenden „Idylls“.
Das ist natürlich auch Audretsch und Konsorten klar. Und so abenteuerlich paradox es anmuten mag: Gerade diejenigen, die das Chaos längst ganz unversteckt herbeiführen und zum Kochen bringen (sei es als Kollateralschaden, sei es durchaus als Teil des Plans ihrer Großen Transformation) inszenieren sich zugleich als „moderne“ und „progressive“, vor allem „anständige“ Statthalter der „guten“ Ordnung, einschließlich einer zu deren finalem Zweck kontrolliert vorübergehenden Unordnung, eben den nun gemeinschaftlich zu bringenden Opfern für den liberal-weltoffenen Endsieg.
Wohl noch nie gab es überhaupt einen so dicht getakteten, beinahe stakkatischen Rhythmus verschärfter, teils dramatisch intonierter Krisenprohetie und -warnungen bezogen auf den unmittelbar zeitlichen Nahbereich als in diesen noch immer so weitgehend idyllisch glastenden Sommermonaten. Im stets glühenden Netz ohnehin, erst recht in den digitalen Katakomben, doch, siehe da, seit Geraumem auch im selbst akkreditierten Hauptstrom und sogar von „unseren“ Repräsentanten besagt liberal weltoffener Demokratie, zumal den neuestens im klassischen Sinn eben panzerkettenrasselnden Grünen.
Da wird jetzt hochoffiziell und -besorgt vor den möglichen bis wahrscheinlichen Folgen sowohl der unmittelbar eigenen Politik gewarnt (Preisexplosionen, Versorgungsengpässen bis -ausfällen, diversen Verknappungen oder gar Blackouts), aber auch vor den offenbar mittlerweile gefürchteten Protesten gegen genau diese Politik, deren die grundlegenden Interessen des eigenen Landes und seiner Bevölkerung konsequent ignorierende Vollstreckung just diese Warngefahren überhaupt erst verursacht.
So markiert auch Audretschs Aufklärung vorab noch einmal den Feind: Die böswillig destruktive, unlustig finstere, überhaupt eben grund-unsympathische Minderheit „rechtsextremer“, „rechtslastiger“ oder nur ob geistiger Beschränktheit anfällig labil verführter „Ukraine“-, „Klima“-, „Coronaleugner“ etc. und wirbt dagegen mit Zugehörigkeit zur solidarisch wärmenden bzw. jetzt in kollektiver Solidarität frierenden, der Zukunft zugewandten Gemeinschaft ihrer „guten“ und für „das Gute“ stehenden Mehrheit.
Und nicht bloß Audretsch träumt hier wirklich vom Endsieg, vom äußeren Endsieg gegen das Reich des Bösen (wie immer der auch aussehen soll) und vor allem vom inneren Endsieg gegen eine dann endgültig marginalisierte Bevölkerungsgruppe ewig Gestriger, deren nach erfolgreich durch den ationalmoralistischen Gegen-Aufstand „der Guten“ parierten Minderheiten-Protesten eingehegte Unterzahl es erlaubt, sie mehr oder weniger völlig zu isolieren, während weite Teile ebenfalls kritisch Anfälliger aus schlicht pragmatischen Gründen dann schweigen werden, wie es in einschlägig funktionierenden Systemen eben üblich ist.
Man kann nur spekulieren: Solange es im Herbst und Winter beim reichlich angekündigten und per Dauerpropaganda geradezu kämpferisch herbeigesehnten (Teilzeit-)„Frieren“ in heimatfrontlicher Gemeinschaft (und bei nicht allzu kalten Temperaturen) bleibt, solange die drohenden (Teil)Insolvenzen unzähliger Haushalte (ebenso von energiekostenhalber in Schräglage geratenen Unternehmen) durch staatlichen Eingriff wie auch immer verhindert oder wenigstens zureichend begrenzt werden, solange es nicht zu massiven und länger wirkenden (Teil-)Systemausfällen (Strom, Lieferketten, Nahrungsmittel, Sicherheits- und Rettungslogistik) samt sich dann dynamisierender Folgeerscheinungen kommt, solange dürften die andererseits wahrscheinlich zu erwartenden Proteste draußen (abhängig auch vom Grad des Wiederanfahrens radikalpandemistischer Kontroll- und Zwangsmaßnahmen) etwa im maximalen Verhältnis von in der Spitze allerbestenfalls 20-25% (mit ebenso variierter wie verschieden skalierter, also keineswegs homogen geschlossener oder gleich „radikaler“ Motivation für einen Zeitraum X auf den Straßen) zu umgekehrt schlechtestenfalls 80-75% „in der Senke“ (mit wenn auch teils geballter Faust oder, aus welchen Gründen immer, unbetroffen / unbeteiligt bzw. schlicht auf Seiten der „guten“ Mehrheit stehend dauerhaft und wieder zunehmend zu Haus´) ausfallen – das Ganze begleitet von einer omnimedial breitbändigen Perma-„Einordnung“ der andererseits unüberseh- und hörbaren Proteste als Fortsetzung der „desinformiert“ fehlgeleitet oder „rechts“ vorsätzlich instrumentalisiert coronaleugnenden Unruhen“ durch die „üblichen Verdächtigen“ und ihre aufgeschreckten oder verwirrten „Follower“ (inklusive der noch einmal verstärkten Wirkung von „russischer Infiltration“ und „Manipulation“), wobei man aber nach Amnestie der einsichtswilligen Mitläufer und Minderbelasteten sowie ihrer Rückkehr in die Gemeinschaft „der Guten“ mit einem mehr oder weniger harten, aber im Ganzen kontrollierbaren, weil auch in sich noch einmal heterogenen, teils individuell oder in Kleingruppen privatisierenden Renitenten-Kern von maximal 10 bis allerhöchstens 15% rechnet (abhängig auch von der jeweils individuell sozialen Situation bzw. der sozialen Gesamtlage).
Kommt es hingegen tatsächlich zu spürbar einwirkenden Versorgungsausfällen gerade bei Strom und Nahrungsmitteln, zum nachhaltigen Abbruch von Lieferketten, zu Unternehmenshavarien mit wegbrechenden Existenzgrundlagen, daran schließenden Verteilungskämpfen, sozialen Unruhen und einem daraus endlich hervorgehend und real durchwirkend mehrheitlichen Zweifel an der Verlässlichkeit und / oder Fähigkeit der bisherigen „Ordnungsgaranten“, dann werden die Karten wohl neu gemischt. Und ich habe keine Ahnung, wie das Blatt dann verteilt werden mag, wer mit ggf. geschickt gezinkten Karten oder einem gelingenden Bluff die All-in-Partie für sich wendet, wohl wissend, dass die weitest überwiegende Mehrheit der zumal unfreiwilligen Spieler nur eines will: Möglichst geringe eigene Verluste oder wenigstens ein wie auch immer verlässlich lebenssicher und so vertraut als möglich geordnet neues Spiel …