Audretsch oder: Das Beben der Anderen - Teil 2
Autor: Georg Osten
Über die vielleicht bevorstehend große Krise und systemische Machtergreifungsversuche vom Radikalpandemismus zum Nationalmoralismus – Teil 2
Der in multipler Verkehrung wie Verwirrung einschlägiger, im Grunde klassisch rechter Figuren, Motive und Begriffe jetzt in Nachfolge oder als Variation des Radikalpandemismus regierungsamtlich aufgesetzte und in dem Sinne jede Ironie übertreffend grün angeführte Nationalmoralismus ist ein vergleichsweise traditioneller Versuch, das angestrebt totalitär geschlossene Kollektiv der liberal-weltoffenen Demokratie samt des ihr inhärenten Ideologien-Amalgams im stets beflissenen Musterland (von was auch immer) zu realisieren.
Während der Radikalpandemismus sich über ein „medizinisch-wissenschaftliches“ Triggern menschlicher Urängste vor Krankheit und Tod sozusagen unmittelbar an jeden Einzelnen wandte, um ihn in einer Art verstetigtem Schockzustand zur gleichsam fanatischen Selbstaufgabe der eigenen Mündigkeit zu bringen, inklusive einer spiegel-fanatischen Verfolgung aller ihre Mündigkeit dagegen Behauptenden und Verteidigenden, knüpft der zudem spezifisch (pervertiert) deutsche Nationalmoralismus in Variation dessen von vornherein an die klassischen Mechanismen traditioneller Kollektivbildung über das äußere wie innere Freund-Feind-Schema an:
Die nationalmoralistische, auf einmal und vorrangig durch die Grünen wieder gefordert wehrhafte (Volks-)Gemeinschaft der Liberal-Weltoffenen (vorher Geimpften) wendet sich sozusagen gegen die Illiberalen (vorher Ungeimpften) und Weltgeschlossenen (im Innern und Äußeren), d.h. jetzt explizit gegen alle, die sich nicht dem summierenden Diktat der Klima-, Diversitäten-, Migrations- und Gender-Ideologie, natürlich genauso wenig dem pandemistischen Totalitarismus beugen wollen.
Dieser grün geführte Nationalmoralismus, sozusagen im Namen der „Nation“ gegen die Nation und ihr Volk aufgesetzt, er ist dabei das äußerste Amplitudenparadox der lange im Gang befindlichen Umwertung aller Werte, die sich jetzt sogar imstande sieht, original rechte oder traditionale Trophäen und Motive unmittelbar in den Dienst ihrer klimaneutral bunt-divers konfigurierten und systemtotalitär exekutierten Eine-Welt-Vision zu nehmen (jener großen Falle der Finanzglobalisten):
Und so marschiert nun ein nationalmoralistisch angeheiztes Kollektiv zumindest und zunächst an der Heimatfront wieder gegen den (illiberalen) Feind im Osten, aber in erster Linie eigentlich gegen die eigene, darüber in noch einmal verschärfte Selbstabwicklung gehende „Nation“. An der Stelle kommt auch eines jener Mensch gewordenen Symptome ins Spiel, in Gestalt derer sich die dem zugrunde liegende und tief eingewachsene Misere des Landes zu vollendetem Ausdruck bringt: Dieses Symptom heißt Andreas Audretsch, ist um besagter Misere verdichteten Ausdrucks willen natürlich Grüner, genauer MdB und sogar Stv. Fraktionsvorsitzender unter der Kuppel des Gebäudes, dessen Fries ironischerweise immer noch die Inschrift trägt: „Dem Deutschen Volke“. Audretsch (beinahe karikaturenhaft auch noch „Sozialwissenschaftler“) ist in ideologischer Hinsicht ein grüner bzw. liberal-weltoffener Trieb- oder Überzeugungstäter und zugleich obsessiver Stratege des von ihm führend mitgestalteten Transformationsprozesses, an dessen Ende nicht nur in seiner Vorstellung die Regenbogen-Flagge über einem klimaneutralen und geschlechterfreien, grenzenlos und asylbunt diversen Siedlungsraum zwischen Rhein und Oder wehen soll, der vorher aber noch das äußere Reich des Bösen, also Putins Rußland, zumindest moralisch, „niederwerfen“ und den inneren Feind, die Rechten also, aus der neu formierten Buntgemeinschaft tilgen muss.
Denn Audretsch, durchaus kein bloßer Zyniker oder nur kalkulierender Karrierist, sondern einer, der an seine Mission des Errichtens einer Herrschaft totaler (dabei natürlich klimaneutraler) Diversität (inklusive der zumindest strukturellen Vernichtung ihres Gegenteils) wirklich glaubt, er kennt auch seine Gegner, wie eine von ihm mit herausgegebene Publikation aus dem Sommer 2020 eindrucksvoll zeigt:
„Schleichend an die Macht. Wie die Neue Rechte Geschichte instrumentalisiert, um Deutungshoheit über unsere Zukunft zu erhalten“ nimmt die rechten Bewegungen und Bestrebungen europaweit in den Blick und warnt, natürlich, vor deren Versuchen, durch eine andere Geschichtsdeutung den Diversitätenideologen und -strategen eines ihrer wichtigsten psychosozialen Druckmittel bzw. Erpressungsmaterialien aus der Hand zu reißen.
Mit ein bisschen und bitter humoresker Phantasie könnte man sich übrigens in Audretsch 80 bis 90 Jahre früher den exakt polumkehrend jungen Idealisten vorstellen, der als visions- und energiegeladener Referent aus der Reichsjugendführung später ins RuSHA wechselt und dort mit jener leidenschaftlich kühlen Konsequenz der „Generation des Unbedingten“ an der Zukunft des von ihm geliebt eigenen Volkes arbeitet. Der Audretsch von heute, ein eben genau spiegelverkehrt hundertelfprozentiges Erziehungs- und Einflussprodukt neuer liberal-weltoffener oder grüner Welt-Bürgerlichkeit samt entsprechender Weltanschauung, er liebt „sein“ Volk natürlich nicht; ich vermute aber, er hasst es ebenso wenig, sondern wird mit dem Begriff, dem Konzept, dem natürlichen Organon Volk als vollendet Degenerierter schlicht nichts anfangen können, außer als zu brandmarkendem Teil jenes Vokabulars des Bösen, das eben die Rechten noch verwenden, die es wiederum als Feinde jenes global totalitären, aber final „guten“, allein weil klimaneutralen Diversismus mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt.
Solchem Idealismus wohnt nicht selten auch eine entwaffnende Offenheit inne. Die zeigte sich u.a., als besagter Audretsch mit vor jugendlichem Pathos bebender Stimme im Bundestag die Entscheidung der Regierung bejubelte, sämtlichen Ukrainern sofort unmittelbaren Zugang in das deutsche Sozialsystem zu gewähren, wobei sein Jubel wohl weniger den immerhin ja weißen Ukrainern (von den vielen dortigen Auslands-„Studenten“ aus Afrika, Nah- und Mittelost abgesehen) galt als mehr dem von ihm und den Seinen damit erhofften Dammbruch, es doch künftig mit überhaupt allen Migranten so zu halten und diese Botschaft dann als schallende Dauerschleife hinaus in die Welt zu senden, vorzugsweise natürlich nach Afrika, Nah- und Mittelost, versteht sich, wegen der unbedingt gebotenen Diversität. Auch hier: Der Krieg im Osten eröffnet gerade der liberal-weltoffenen Nomenklatura neue Möglichkeiten im Innern.
Offenheit und Kalkül indes mischen sich in Audretsch neuestem Werk „Zusammenwachsen“ vom Mai diesen Jahres. Dieses Programmbuch steht im Übrigen nicht allein für sich, sondern ist Teil einer u.a. von Audretsch vorbereiteten Mobilisierungsstrategie aus dem Politapparat der Grünen heraus. Denn immerhin hatte man zu Hochzeiten des zutiefst bürgerlichen Widerstands gegen den Radikalpandemismus tatsächlich und in der Spitze summiert Millionen auf der Straße gesehen, die größten regierungskritisch auftretenden Manifestationen aus eben jener bürgerlichen Mitte heraus seit den Friedens-, Abrüstungs- und Anti-Atom-Demos der späten 70er und frühen 80er Jahre. Diese Bilder haben sich bei den Herrschenden und ihren Dienst„eliten“ in den Apparaten wie Medien eingebrannt. Mit was aber ist nun und vor diesem Erfahrungshintergrund zu rechnen angesichts des mittlerweile unabschätzbar angerichteten Chaos´ jener verwirrend surreal anmutend grün uniformierten Kriegspolitik im Osten unter Flaggung des mehr oder weniger offiziell ausgerufenen Nationalmoralismus´ mit imperialem Anspruch und deren im Herbst und Winter möglicherweise massiv spürbar werdenden Auswirkungen an der neu geschaffenen Heimatfront, die nun größte Opfer bringen soll für den Endsieg über alles „Illiberale“ (wie vorher über die viralen „Todeswellen“)?
Gelingt es, anstelle der dann letztlich und aus oben skizzierten Gründen doch nicht ganz endlösungskonform hergestellt Deutschen Impfgemeinschaft jetzt, die unter dem neuen Banner des Nationalmoralismus geschlossen kämpfende Etappe der großen gemeinsamen Kriegsanstrengung an der neuen Ostfront versus der liberal-weltoffenen Front wider den großen „Antiliberalen“ zu formen, oder wird die Stimmung bei ggf. in der Fläche eintretenden Privat- und Firmeninsolvenzen, Versorgungsausfällen und schließlich sozialen Verwerfungen dann ab Herbst/Winter im Ganzen oder auch „nur“ weiten Teilen kippen? Ideologisch wie propagandistisch ist man längst einschlägig vorbereitet:
„Der Feind steht rechts“ (und im Osten)! Und jeder, der am totalen Kriegseinsatz (wie vorher am Radikalpandemismus) zweifelt, den Endsieg (wie vorher die Impfung) infrage stellt, die verlangten Opfer (wie vorher die Freiheitsaufhebungen) ablehnt ist – entweder unrettbar „rechts“ oder von „Rechten“ verführt, unterstützt mittlerweile natürlich desto mehr von „russischer Agitation“.
So stellt sich die Lage auch für Audretsch dar, der jetzt und gerade in der selbst verursachten Krise von einem tätigen „Zusammenwachsen“ aller „progressiven“ oder „guten“, also liberal-weltoffenen Kräfte träumt, um sich dem schlimmsten(oder besten-)falls drohenden „Aufstand von Rechts“ in einer Art machtvoll plärrend inszeniertem CSD-Karneval mit vor allem hunderttausenden, dem dann aufmarschierenden Fanal des Diversen, Bunten und Unschönen wieder einmal brav Beifall klatschenden Bürgersleuten entgegenzuwerfen. Warum optional „bestenfalls“? Nun, Audretsch als bruchloser Idealist und Überzeugungstäter ist, im Unterschied zu anderen, im eigenen Sinne mehr Optimist als Pessimist. Er kann sich, ähnlich übrigens wie manche auf der rechten Seite, nur umgekehrt natürlich, ein nun endlich und ein für allemal klärendes Armageddon aus bzw. in der eskalierenden (und/oder auch genau deshalb zu eskalierenden) Krise vorstellen, eine letzte Schlacht, in der die sich dann endlich ganz offen zeigenden Kohorten der „Rechten“ und „rechts Verführten“ vom contramobilisiert „progressiven“ Schutzwall der liberal-weltoffenen Einheitsfront gebannt und die standhaft unbelehrbar Bleibenden schließlich auf eine Art finaler Koppel völliger Isolation getrieben werden, vergleichbar sozusagen einem politischen und sozialen Lepra-Reservat.
Und die Grundeinsicht dabei ist banal: Erst aus großen Verwerfungen bis völligen Zusammenbrüchen können wirklich neue Ordnungen erwachsen. Das gilt ja für die liberal-weltoffen totalitäre Klima- / Migrations- / Diversitäten- und Gender- Ideologie nicht weniger als für dem entsprechend entgegengesetzt rechte Vorstellungen in Vollendung. Insofern kommen die selbst angerichteten, sich nun immer mehr und vielleicht bis zum wie auch immer reinigenden Kollaps dynamisierenden Verwerfungen vielleicht auch den Audretschs nicht so ganz ungelegen, sofern man als Optimist wie er davon ausgeht, den natürlich dann zu inszenierend, zu motivierend und zu organisierend „progressiven“ Gegenschwung des Chaos´ zugleich nutzen zu können, um das zu vollenden, was das Chaos überhaupt erst angerichtet hat. Denn allein schon jeder Klimatheologe mit verblieben strategischem Realitätssinn dürfte sich letztlich klar gewesen sein, dass eine totale Klimawende unter den Bedingungen allgemein bruchlos aufrecht erhaltenen Massenkomforts auf Basis hedonal-konsumptiver (Schein-)Individualität und konventioneller Demokratie-Rituale unrealisierbar bleiben müsste.
Aber jetzt: Die große Klimawende als mobilisierendes Strategem im heimatfrontlich totalen Krieg gegen den (illiberalen) Feind im Osten und für den moralischen Endsieg des „Guten“ schlechthin – Dafür lässt sich selbst dieses Volk über seine noch vorhandenen und geschickt missbrauchten Restinstinkte mobilisieren. Und gegen den Feind im Innern, den Ewigen Rechten, gleich mit.