Mut zur Geschichte

Viele Erkrankte haben keine bis milde Symptome - wie bei einer normalen Grippe.

Geschichte ist Gedächtnis

Autor: Adrian Segessenmann

Geschichte ist das Fundament jeder Nation und die Seele, die sie am Leben hält. Die Geschichte zeigt den Weg, den jedes Volk gegangen ist, und warum es dort steht, wo es zu einem bestimmten Zeitpunkt steht. Geschichte ist auch nicht unpolitisch. Jedes geschichtliche Ereignis ist mit politischem Handeln verbunden, sei dieses nun kriegerischer oder diplomatischer Art, aber auch wirtschaftlicher Natur. 

Geschichte ist der Weltenlauf. Sie hat unser Schicksal bestimmt und wird es bestimmen. Sie gibt Einblick in die Vergangenheit und ein kleines Stück in die Zukunft: Wir sind alle vergänglich! Sie zeigt die Entwicklung der Menschen, wie sie die Zeit überdauert haben, die Probleme ihrer Zeit lösten, kleine und größere Konflikte bewältigten und uns dort hin führten, wo wir heute sind. Und deshalb ist es so wichtig, dass man die Geschichte kennt, schon um zu begreifen, warum es heute so ist, wie es ist.  

Die Geschichte ist ein Ausgangspunkt unserer Weltanschauung. Sie hat die Aufgabe, uns den Sinn unseres Tuns zu zeigen, und dafür zu sorgen, daß wir auch in Zukunft an unsere Sache glauben. Die Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten, denn wir sind ein Teil der Geschichte.  

Ist geschichtliches Wissen nicht auch eine kulturelle Angelegenheit? Klar ist sie das. Genau das ist der Punkt, warum man die Nabelschnur zur Geschichte getrennt hat. Die Geschichte ist gerade eine kulturelle Angelegenheit. Sie ist ein Bindeglied der Generationen bis in die früheste Geschichte hinein. Wir sind nicht auf einen Schlag hiergewesen! Die Geschichte hat uns hierher gebracht, wo wir heute sind.  

Was bedeutet Geschichte?

Über den Begriff Geschichte gibt es einige Erklärungen. Der Volks-Brockhaus aus dem Jahre 1958 gibt darüber wie folgt Auskunft: Geschichte, 1) „der Geschehenszusammenhang, in dem die Menschheit als ganze, oder ein Kulturkreis, ein Staat, ein Volk, eine Stadt erwachsen ist und sich verändert hat.“

Geschichte wird weiter wie folgt definiert: Geschichte ist grundsätzlich alles, was geschehen ist, aber nur der Mensch hat Geschichte, er ist ein geschichtliches Wesen, weil er die Veränderung und mit ihr die Vergänglichkeit von allem, was ist, reflektiert. Dabei mag ein antiquarisches Interesse mitspielen, das gibt aber nicht den Ausschlag. Die Beschäftigung mit der Geschichte hatte immer – auch als sie vom Mythos noch kaum unterschieden war – einem Erkenntnisinteresse gedient, das über das Anekdotische hinausreichte. Die Geschichte bietet Individuum und Gemeinschaft die Möglichkeit, einen Begriff von sich selbst zu schaffen, Konturen der Identität zu bestimmen, indem das, was man ist, erklärt wird durch die Art und Weise seines Geworden-Seins.“[1]

 Ausführlicher und besser kann man den Begriff der Geschichte nicht auf den Punkt bringen. Die Geschichte dient dazu, zu verstehen, warum die Dinge heute so sind, wie sie sind. Und deshalb ist die Geschichte außerordentlich wichtig. 

Der Kulturphilosoph und konservative Kulturkämpfer Alain de Benoist äußert sich wie folgt zum Begriff der Geschichte: „Die Geschichte im Sinne des Wissens über die Vergangenheit, also die Historiographie, kam zunächst im Griechenland des 5. Jahrhunderts v. d. Ztw. mit Herodot und Thukydides auf. Sie setzte sich mit Polybios fort, dann mit Sallust, Titus Livius, Tacitus, Lukian von Samosata usw. Herodot, der als «Vater der Geschichtsschreibung» (Pater historiae) gilt, beschränkte sich darauf, Geschehnisse (Historien) zu erzählen, «damit die Taten der Menschen nicht durch die Zeitläufe vergehen». Thukydides wiederum erhob als erster die historische Methode, bislang eine bloße Angelegenheit des Gedächtnisses, zu einer Suche nach der Wahrheit – was die kritische Untersuchung der Quellen bedingte.

Im Bereich der Ideen hat sich jedoch erst Ende des 18. Jahrhunderts die Überzeugung vom hauptsächlich historischen Wesen des gesellschaftlichen Daseins allmählich durchgesetzt.  

Der Philosoph Martin Heidegger sollte die Geschichtlichkeit sogar zu einer kennzeichnenden Eigenschaft des menschlichen Phänomens machen, die mit dem klaren Bewußtsein unserer Endlichkeit verbunden ist: Die menschliche Existenz ist in ihrem Wesen selbst historisch. Er sollte übrigens noch eine Stufe weiter gehen, als er nicht etwa von «historischer Wahrheit» sprach, sondern von der «Geschichtlichkeit des Wahren».“[2] 

Geschichte als Erbe

Die Geschichte kann als Erbe betrachtet werden. Das Erbe ist die Menge dessen, was von den Vorfahren an die Lebenden weitergegeben wird/wurde. Die Überlieferung von Traditionen, Bräuchen, Festen usw. ist nur ein Bestandteil davon. Auch die materiellen Dinge sind ein Erbe der Geschichte einer Familie, eines Stammes oder einer Gemeinschaft. Ebenso kann die Politik ein Erbe hinterlassen, im positiven wie auch im negativen Sinne. „Alle traditionalen Kulturen waren der Überzeugung , daß man sich diesem Erbe gegenüber pietätvoll verhalten müsse, da es sich nicht nur um materielle Güter, sondern auch um die damit verbundenen Werte handele: das Erbe verpflichtet.“[3] 

„Wir leben, um zu hinterlassen“

(Arthur Moeller van den Bruck) 

Geschichte wieder lernen

Es ist die Aufgabe der Heimattreuen- und völkischen Bewegung, die junge Generation erneut an die Geschichte heranzuführen, ihr ein Geschichtsbild zu vermitteln und die Wurzeln ihrer Herkunft aufzuzeigen. Es muß wieder eine Verbindung entstehen zu den Vorfahren. Um ein vernünftiges Geschichtsbild zu vermitteln, ist es ganz wichtig, dass wir uns nicht nur auf eine Zeitepoche beschränken. Die Geschichte hat eine Fülle von interessanten Zeitspannen.

Hier müssen die wichtigsten herausgearbeitet werden. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass man die Geschichte nicht nur in Gut und Böse unterteilt. Dies kann bei Jugendlichen eine gegenteilige Wirkung erzielen von dem, was man sich erhofft. Hier ist Sachlichkeit gefragt.  

Ein Anziehungspunkt, vor allem für junge Menschen, kann die Familiengeschichte sein. Hier sind die Eltern und die Großeltern, sofern diese noch am Leben sind, gefragt. Eine Familienchronik, sprich ein Stammbaum, kann für die Kinder sehr spannend sein. Hier sind vor allem Bilder, sprich Fotos, sehr wertvoll, da Kinder Bildmaterial besser zuordnen können und es weniger abstrakt und Komplex wirkt. 

Ein weiterer Punkt sind Geschichtsdokumentationen, die filmisch aufgearbeitet wurden. Hier kann der Fernsehapparat, auch Zeit-Verbrennungs-Ofen (Oskar Karem) genannt, einmal einen sinnvollen Beitrag leisten. - »Es ist nicht nur alles Umerziehungsmüll, was an Geschichtsdokumentationen im Fernsehen gebracht wird. « 

Wie oben schon erwähnt, nehmen Kinder visuelle Sachen besser auf. Wenn diese dann noch mit Musik oder Worten dokumentiert sind, bleibt alles viel besser im Gedächtnis hängen. Für Kinder ist es spannender, sich einen Film anzusehen, als 700-seitige Wälzer vorgelesen zu bekommen oder selbst lesen zu müssen. Hier spielt natürlich das Alter eine Rolle. Keine Frage, die Bücher sollten nicht vergessen werden. Hier sind Bücher gefragt, die mit tollen Bilder, am besten Zeichnungen, ergänzt sind.  

Mut zur Geschichte

Gerade in der heutigen Zeit braucht es wieder bzw. noch mehr Mut zur Geschichte. Egal, wie sie sich in der Vergangenheit dargestellt hat, ob negativ oder positiv, man muß zu ihr stehen.

Selbst wenn die einzelnen Geschichtsepochen als „Mythos“ oder als „nicht gesichert“ gelten, die Erzählungen geben  einem Volk den nötigen Halt und ein Fundament für die Geschichte, welche die Volksseele am Leben hält. Soll die Geschichte weiterleben, so müssen wir uns zu dieser bekennen, mit all ihren Schatten- und Sonnenseiten. Das Bekenntnis zur Geschichte ist keine Schande, vor allem für uns Europäer nicht. Wir haben uns nicht nur Schuld aufgeladen, wir haben der Weltgeschichte auch viel gegeben; wir haben den Lauf der Geschichte wesentlich mitgestaltet und für ihre Entwicklung gesorgt. Und darauf können wir sehr stolz sein.  

„Daß wir auf Geschichtsbewußtsein angewiesen sind, um urteilen, entscheiden, handeln zu können, daß es ohne Geschichtsbewußtsein weder eine soziokulturelle noch politische Selbstbehauptung gibt, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der Moderne. Aus diesem Grund muß auch die Geschichte immer wieder neu gesichtet und geschrieben werden. Jede Zeit ist dazu gezwungen, ihr eigenes Verhältnis zur Historie zu entwickeln, aus ihren Nöten und Problemen, aus ihrer Grundhaltung heraus. Sonst bekommt sie keinen festen Boden unter die Füße. Deshalb zerstören alle diejenigen, die unser Geschichtsbewußtsein verrotten lassen oder absichtlich verwüsten, die Wurzeln unserer Existenz.“

(Hellmut Diwald)

[1] Staatspolitisches Handbuch, Band 1: Leitbegriffe, herausgegeben von Erik Lehnert und Karlheinz Weißmann, Edition Antaios, Schnellroda 2009, S. 65.

[2] Deutschland in Geschichte und Gegenwart (DGG), Heft 3/2015, Wozu dient Geschichte, von Alain de Benoist, Grabert-Verlag, Tübingen 2015, S. 30.

[3] Staatspolitisches Handbuch, Band 1: Leitbegriffe, herausgegeben von Erik Lehnert und Karlheinz Weißmann, Edition Antaios, Schnellroda 2009, S. 45.