Mentale Fundamente. Rechte Kriegerphilosophie wider die Sklavenmoral

Das zweite Werk von Frank Kraemer: Mentale Fundamente

Autor: Lars Vierthal

Rechtsrock ist für mich wie der weibliche Orgasmus. Schön zu wissen, dass es ihn gibt, doch keine unabdingbare Prämisse für mein Seelenheil. Das macht mich möglicherweise zum Musikbanausen. Spricht mich aber zumindest vom Verdacht frei, das vorliegende Buch mit dem wohlwollenden Blick des SG-Fans gelesen zu haben.

Unvoreingenommen ging ich dennoch nicht an die Lektüre. Nicht zuletzt durch seine Beiträge auf diversen Plattformen ist mir Frank Kraemer als Mann bekannt, der intellektuell so gut wie jeden (Vor)Denker des (neu)rechten Lagers locker in die Tasche stecken kann. Kaum verwunderlich somit, dass das Vorwort vom Schattenmacher (@lichtstifter) verfasst wurde, der seinen guten nom de guerre gewiss nicht leichtfertig zur Verfügung stellt.

Gewisse Bedenken hatte ich dennoch. Wer zur Transformation aufruft, begibt sich in gefährliche Gewässer. Wo Charybdis und Skylla in Form von Pathos und Kitsch nur darauf warten, Zeilen zu kauen, im Munde zu wiegen und als zu leicht auszuspucken. Kraemer freilich bleibt hiervon unbetroffen, denn seine Gedanken sind Schwergewichte. Was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass diese nicht auf einer Tastatur konstruiert wurden. Sondern in Schrift gebrachte Tat sind, vom Verfasser des Buches selbst (vor)gelebt.

Im Übrigen ist Kraemer natürlich klug genug, um zu wissen, dass Prämisse für Heilung die Kenntnis der Krankheit ist. Weshalb er nicht nur Saat setzt, sondern in zahlreichen Kapiteln auch den Boden beschreibt, gegen welchen eben diese Saat ihren Lebenswillen durchsetzen muss. Mit analytischem Seziermesser zeigt er gesellschaftliche und politische Ist-Zustände auf.

Rasch verfliegt somit der eventuell auftretende Verdacht, es könne den Kapiteln - in sich geschlossen und unabhängig von der vorgegebenen Reihenfolge lesbar - am roten Faden mangeln. Denn schnell erkennt der Leser, dass alles untrennbar miteinander verflochten ist.

Und selbst, nein, insbesondere, wenn der Leser die Meinung Kraemers nicht voll umfänglich teilt (in meinem Falle bzgl. Wahlrecht), zeigt sich das Format des Autoren. Dessen Argumentation so stringent ist, dass, wer gegenargumentieren will, sich gezwungen sieht, den eigenen Standpunkt auf Herz und Nieren prüfen zu müssen.

Kurzum, wer sich mit seichter Unterhaltung begnügen will, mag sich mit teils infantilen Auswüchsen selbsterklärter neurechter Vordenker auf RT zufriedengeben. Wer hingegen wachsen will, erwachsen sein will, greife zu diesem Buch.

Fazit: Uneingeschränkte Kaufempfehlung
Persönliche Wertung: 9 von 10 Punkten

Erschienen auf dem X-Profil von Lars Vierthaler