Das hätte ich nicht gedacht
Autor: Frank Kraemer
Es begann während der Autofahrt. Wie Würmer krabbelte es unter der Haut an meiner Stirn an einer kleinen Stelle. Ich schaute in den Rückspiegel, konnte aber nichts erkennen. Ziemlich gruselig, dachte ich noch bei mir und musste an Horrorstreifen denken, bei denen sich irgendein Getier den menschlichen Körper als Brutstätte missbraucht. Später am selben Tag spürte ich nochmals dieses Phänomen. Abends kamen am Kopf ein paar rote Stellen. Als ich später im Bett lag, begannen hinter meinem linken Auge starke Kopfschmerzen. Das war alles sehr wunderlich, da ich noch nie Probleme mit Kopfschmerzen hatte. Darüber war ich froh, da ich aus dem Bekanntenkreis weiß, wie schmerzhaft es ist und wie hilflos man dem ausgeliefert ist, wenn die Migräne über einen hereinbricht. Am nächsten Tag, ein Tag vor Vatertag, breiteten sich die roten Stellen weiter aus. Die Kopfschmerzen waren tagsüber verschwunden, lauerten jedoch irgendwo verborgen im Hintergrund. Das konnte ich spüren. Da ich sowieso Urlaub hatte, machte ich mir einen Termin beim Arzt. Ergebnis: Verdacht auf Gürtelrose. Na klasse. Ich hatte noch nie Probleme mit Herpes oder war anfällig dafür. Andere bekommen ständig irgendwo Herpesbläschen, die sehr unangenehm sind. Bis jetzt war ich fast 45 Jahre herpesfrei.
Am Vatertag breitete sich alles weiter aus, die Schmerzen auf der linken Kopfhälfte nahmen zu. Herpes befällt die Nervenbahnen und sorgt dafür, daß alles sehr empfindlich reagiert, daher die Kopfschmerzen. Vatertag war also richtig klasse. So wünscht Mann sich das. Also Freitag noch mal zum Arzt. Diagnose bestätigt! Das hätte ich nicht gedacht. Da es sich über das linke Auge ausbreitete, bekam ich zusätzlich zu den Tabletten eine Überweisung zum Augenarzt und wurde erst mal eine Woche per Krankschreibung kaputtgeschrieben. Nur dumm, daß die Augenärzte in der näheren Umgebung alle Brückentag genommen haben. Anstatt nur auf gut Glück in die Augenklinik nach Bonn zu fahren, ließ ich es drauf ankommen und ruhte mich das Wochenende über aus. Vorsichtshalber schickte ich meinem örtlichen Augenarzt eine e-Post mit einer kurzen Beschreibung meines Problems und dem Wunsch eines Termins. Zu den Kopf und Hautschmerzen gesellten sich plötzlich oben drauf auch noch Grippesymptome. Weniger Schnupfen, dafür starke Gliederschmerzen. Ich lag somit erst einmal flach. War auch nicht so wild, da aktuell keine Videos oder ähnliches anstanden und eine Ruhephase durchaus mal guttut. So ergab ich mich meinem Schicksal.
Natürlich wollte ich wissen, was die Ursachen für so eine Krankheit war, die man nur denen wünscht, die man wirklich gar nicht leiden kann. Da ich mich recht gesund ernähre, Sport treibe und auch so auf meine Gesundheit achte, hielt ich mich nie für einen Kandidaten, der auf derlei Krankheiten anspringt, die bei runtergefahrenem Immunsystem auftreten. Als zweite Ursache gilt Stress. Das trifft dann schon eher auf mich zu.
Am Montag rief mich der Augenarzt zurück und wollte sich nach dem Stand der Dinge erkundigen. Das fand ich sehr nett und zuvorkommend. In der Regel muss man sich ja um alles selber kümmern. Ich selbst ging nicht ran, sondern meine Frau. Glücklicherweise zog sich die Gürtelrose über dem Auge leicht zurück. Die Tabletten vom Arzt habe ich brav genommen. Alle 4 Stunden eine. Dazu habe ich die Stellen parallel mit verdünnten DMSO (Dimethylsulfoxid) abgetupft. Das sollte in keiner Hausapotheke fehlen. Nun liege ich nach einer Woche immer noch flach und werde den Schongang eine weitere Woche durchhalten. Nichtstun ist für manche Leute, mich eingeschlossen, anstrengender als Arbeit für andere. Zumindest diesen Artikel kann ich schreiben.
Stress also. Familie, Arbeit, Videos drehen, nebenbei Musik komponieren, an einem neuen Buch schreiben und auf Anfragen und Nachrichten reagieren. Nichts worüber ich mich beklagen möchte, da alles selbst gewählt ist. Und ich weiß, wofür ich es tue. Diese Abläufe verlieren aber leider oft an Fahrt und Präzision, wenn z.B. die Technik einen ausbremst. Veraltete Technik, die nicht mehr auf dem neuesten Stand ist und im Laufe der Jahre ihre Macken bekommen hat. Ein Maler kommt irgendwann nicht mehr drum rum, in einen neuen Pinsel zu investieren, wenn der alte vertrocknet oder aus nur noch 5 Haaren besteht. So ähnlich sieht es um meine Gerätschaften aus. Gut, ganz so schlimm vielleicht nicht. Ich muss auch keine Kurbel bedienen um meinen Rechner ans Laufen zu bekommen, falls ihr das jetzt denkt. Nichtsdestotrotz habe ich mich in meiner krankheitsbedingten Zwangspause von einem Mitstreiter beraten lassen und eine technische Kampfmaschine zusammenstellen lassen, die meinen jetzigen Rechner ersetzen soll. Dadurch werden das Arbeiten, Rendern, Verarbeiten und Hochladen extrem beschleunigt. Wahnsinn, was sich in den letzten Jahren technisch getan hat. Ich weiß zwar, wie man Programme bedient, bin jedoch bei Hardware und den einzelnen Komponenten wie Grafikkarte und Prozessor raus. Zum Glück gibt es jedoch Mitstreiter, die sich damit bestens auskennen und mir ihr Wissen zur Verfügung stellen. Und nicht nur ihr wissen.
Wie dem auch sei, bei mir stehen ein paar Aktualisierungen an, die zumindest einen Teil der Stressfaktoren minimieren können. Schon mal ein Video bearbeitet, geschnitten, gerendert, hochgeladen und dann irgendwann gemerkt, daß mittendrin ein Knacken zu hören oder der Ton stellenweise komplett weg ist? Klar, deswegen schaut und hört man sich vorher alles noch mal an. Ach ne, echt? Danke für den Tipp, du Schlaumeier. Und wenn man es einmal nicht macht? Ihr kennt doch Murphys Gesetzt. Wenn etwas schief gehen kann, dann tut es das. Dummerweise im Gesamtpaket. Also alles noch mal löschen, neu aufnehmen und alles von vorne. Da wird ein 30 Minutenvideo zum Mammutprojekt an dem man mehrere Tage sitzt. Das bindet Ressourcen, Zeit und Nerven: Grade noch was schneiden. Klappt nicht, so ein Mist! Gleich muss ich zur Spätschicht. Jetzt hat es geklappt. Das Hochladen dauert aber 2 Stunden. Egal, kann ja hochladen und die holde Frau fährt später den Rechner runter. Später zu Hause anrufen und nachfragen, warum der Prozess des Hochladens anscheinend immer noch nicht abgeschlossen wurde. Denn dann hätte ich das Video am Mobilfunker aufrufen können. Da erfährt Frank, daß zwischendurch die Internetverbindung abgebrochen ist. Klasse! Also den halben Tag den Rechner umsonst laufen lassen und am nächsten Tag vor der Schicht noch mal das Hochladen starten.
Das ist zum Glück nicht die Regel. Wäre dem so, hätte ich längst alles an den Nagel gehängt, was irgendwie mit Technik zu tun hat. Ich denke aber, daß jeder Medienschaffende ganz genau weiß, wovon ich rede. Ja, ihr wisst es. Aus diesen Gründen will ich meiner Technik ein Update verpassen und diese zeitfressenden Stressmonster so gut es geht eliminieren. Wenn du möchtest kannst Du mich dabei unterstützen. Meine alte Kamera soll auch einem Camcorder weichen, da sich dieser nicht automatisch nach 30 Minuten abschaltet und mit Netzkabel betrieben werden kann. Wie schnell der technische Fortschritt im D3B-Medienimperium Einzug halten wird, entscheiden wir gemeinsam. So wie ich dich kenne, kannst Du einem alten kranken Mann wie mir nichts abschlagen und möchtest mich dabei sehr gerne und großzügig unterstützen. Wir wissen beide, daß du es willst. Nein, selbstverständlich versuche ich nicht, dich gerade zu beeinflussen. Deshalb brauchst du auch nicht einen kleinen Zuschuss mit dem Betreff "Antistress-Spende" an folgendes Bankkonto zu überweisen:
Frank Kraemer
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE50 3705 0299 0106 3057 90
SWIFT-BIC: COKSDE33
Falls doch, so bin ich dir jetzt schon von ganzem Herzen dankbar und werde dich namentlich in meinem nächsten Video erwähnen, sobald mein Gesicht wieder sexy und kameratauglich in altbewährter Strahlkraft thronend vor der Linse erscheinen wird. *Pathos aus*
Und ja, "Motz, motz..... der Frank will Spenden ergaunern und davon Leben wie Gott in Frankreich, dieser alte Paytriot." In der Regel kommen solche Vorwürfe von Lebensmodel "Beruf Sohn" der noch nie selbst eine Rechnung hat bezahlen müssen, oder Lebensmodel "Scheinasylant". Das sind jene, die immer gerne alles Mögliche an Medieninhalten konsumieren aber nie darüber nachdenken, wie diese entstehen. So wie die Grünen auch keine Kernkraft benötigen, weil der Strom schließlich aus der Steckdose kommt.
In diesem Sinne werde ich mich nun in mein Schlafgemach zurückziehen und mich weiter der Regeneration meiner Gesundheit widmen. Egal ob du schmunzeln musstest, mich verfluchst oder mich unterstützt, so hoffe ich, dir zumindest ein paar unterhaltsame Minuten bereitet zu haben. Auf ein baldiges Wiedersehen!