Durchbruch ins Reich (Friedrich Wilhelm Heinz)
Autor: Michael P.
Weltkriegsliteratur ist unschätzbar wertvoll für das kollektive Gedächtnis unseres Volkes. Der literarischen Aufarbeitung der verheerenden Niederlage von 1918 wohnt eine grausame Ästhetik inne, die in anderen Gattungen unerreicht bleibt. Die Romane und Erlebnisberichte sind Zeugnisse einer verlorenen Generation. Junge Männer, getauft im Schlamm und Blut der Schützengräben. „In Stahlgewittern“ von Ernst Jünger, „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, „Die Geächteten“ von Ernst von Salomon zählen hier sicher zu den bekanntesten Vertretern, die ich in ihren sehr unterschiedlichen Ausprägungen für die absolute Pflichtlektüre jedes Deutschen halte. Nicht weniger eindrücklich sind meiner Meinung nach „Wir von der Somme“ von Franz Franziß, „Die Marneschlacht 1914“ von Ernst Kabisch oder „Kämpfe im Busch“ von Karl Raif sowie „Wir kommen wieder“ von Ernst Ludwig Cramer, welche den afrikanischen Kriegsschauplatz beleuchten. Es wären hier noch dutzende, vielleicht sogar hunderte Werke zu nennen, die sich alle mit dieser vaterländischen Urkatastrophe befassen. Stets aus der Perspektive des unmittelbar Erlebenden. Immer vor der Herausforderung, das Unbeschreibliche in Worte zu kleiden. Die große Mehrzahl dieser Bücher ist bedauerlicherweise in Vergessenheit geraten. Sie sind bestenfalls noch antiquarisch verfügbar.
Umso erfreulicher, dass einzelne Verleger sich bemühen, ausgesuchte Werke vor diesem Schicksal zu bewahren. So „Durchbruch ins Reich“ von Friedrich Wilhelm Heinz. Der nationalrevolutionäre Schriftsteller, konspirative Journalist und Wegbereiter der „Konservativen Revolution“ blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Kriegsfreiwilliger, dem der Aufstieg zum Offizier gelang; gleichermaßen erklärter Gegner der Weimarer Republik als auch später der Person Adolf Hitlers. Heinz zeichnet in seinem Frühwerk episodenhaft die eigene Biographie nach. Von der Schulzeit in Frankfurt, über die ersten Kriegserlebnisse als junger Gefreiter in Flandern bis hin zu den unerbittlichen Abwehrschlachten des Herbstes 1918. Stilistisch noch ungeschliffen wechselt er von Briefen, Tagebucheinträgen und längeren Erzählungen. Mal detailverliebt, mal im nüchternen Stakkato variiert seine Sprache. Als Heutiger steht man fassungslos vor dem Inferno des Grabenkrieges. Der allgegenwärtige Tod, die permanenten Gräuel und unermesslichen menschlichen Verluste sprengt das Vorstellungsvermögen eines Gegenwartsmenschen. „Durchbruch ins Reich“ ist uns Vermächtnis und Mahnung in einem.
Geschichte ist weder Zufall noch eine Folge autarker Phasen. Sie ist immer eine Fortfolge, die Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Eine konsequente Entwicklung in der kein Ereignis erklärbar oder auch nur ableitbar ist, ohne dessen evolutionären Vorlauf. Wer also meint, er könne die Krisen unserer Zeit lösen, ohne dabei das Erbe unserer Vorfahren zu kennen und zu würdigen, der geht fatal fehl. Jungen Mitstreitern ist „Durchbruch ins Reich“ ein wertvolles Geleit. Wer dieser Tage verstehen will, aus welchen Gründen wir Deutsche uns welchen Gegnern gegenüber sehen, der muss um unsere Wurzeln wissen. Nach hundert Jahren bestimmt die Zäsur des Weltkrieges das Schicksal unseres Volkes nach wie vor.